Lohnt sich echte Nachhaltigkeit noch, trotz Greenwashing und Inflation? Die Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik beantwortet diese Frage mit einem klaren „Ja“.
Ganz nach dem Motto „Jetzt erst recht!“ ludt die GfaW interessierte Unternehmen ein, im Rahmen ihrer „Nachhaltigkeitswerkstatt“ am 27. und 28. Juni in Kassel gemeinsam Perspektiven und Maßnahmen zu entwickeln, um Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit trotz aller Hürden weiterhin zu verbinden.
Die Vorträge und unsere Referenten von 2023 finden Sie hier im Überblick:
Corinna Dröge
Moderation
Strategie- und Prozessberaterin der Agentur KunO
Moderiert sie nicht, so ist sie für Unternehmer*innen zu Themen wie Strategieentwicklung, Change-Management, Führungskräfteentwicklung und Vertriebsoptimierung als Beraterin und Sparringspartnerin im Einsatz. Mit ganzheitlichem Blick, strukturiertem Vorgehen sowie abwechslungsreichen und kommunikativen Methoden steuert sie ihren Berufsalltag ebenso wie unsere gemeinsamen Arbeitsphasen in der Nachhaltigkeitswerkstatt.
Aus der Erfahrung vom letzten Jahr können wir sagen: So wird es auf jeden Fall eine inhaltsvolle, dabei zugleich anregende und bereichernde Veranstaltung.
Christiane Mülder
„Das Gute im Schlechten“
Teil 1 – Impulsvortrag: Nachhaltigkeit und Inflation – neue Perspektiven aus systemischer Haltung
Nachhaltigkeit und Inflation scheinen auf den ersten Blick unvereinbare Positionen zu sein. In einem Mini-Workshop lernen die Teilnehmenden Ansätze der systemischen Organisationsentwicklung kennen, um mit scheinbar festgefahrenen Situationen umgehen zu können und neue Visionen/Ideen zu entwickeln.
„Das Gute im Schlechten“
Teil 2 – Mini-Workshop: Nachhaltigkeit und Inflation – neue Perspektiven aus systemischer Haltung
Als nachhaltiges Unternehmen hast Du dir wahrscheinlich hohe Ziele gesteckt: Du möchtest die Umwelt schonen, fair mit deinen Mitarbeitenden umgehen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten. Doch was passiert, wenn nach und nach und plötzlich, mit einem nie für möglich erachteten Tempo Inflation eintritt und deine Kosten steigen? Kannst Du dann noch deiner Verantwortung als nachhaltiges Unternehmen gerecht werden? Oder solltest Du dich doch besser darauf fokussieren, Deine Gewinne zu maximieren? Doch wie sollst Du das vertreten, wenn es doch eigentlich deinen Nachhaltigkeitszielen vollkommen widerspricht?
Unsere diesjährige Key-Note der Nachhaltigkeitswerkstatt Christiane Mülder macht diesem Widerspruch den Garaus. Unter dem Titel „Das Gute im Schlechten“ – Nachhaltigkeit und Inflation – neue Perspektiven aus systemischer Haltung“ wird sie Euch die Ansätze der systemischen Organisationsentwicklung näherbringen. Denn gerade in der heutigen Zeit brauchen Unternehmen ein systemisches Verständnis, um komplexe Herausforderungen zu meistern.
Bei unserer Nachhaltigkeitswerkstatt werdet ihr lernen, wie ihr mit scheinbar festgefahrenen Situationen geschickt umgehen könnt. Und wie daraus sogar neue Visionen und Ideen entstehen können. Die systemische Haltung stellt möglicherweise für Euch eine bisher weitgehend unbekannte Methode dar, die aber unserer Meinung nach zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Christiane Mülder verfügt über langjährige Erfahrung als Systemische Beraterin, Coach, Organisationsentwicklerin und Führungskraft in den Bereichen Marketing und Kommunikation. Sie ist außerdem Co-Dozentin bei con.sentio -Systemische Beratung und Entwicklung, bildet also Systemisch Beratende aus – und arbeitet mittlerweile auch als Yoga-Lehrerin.
Im Anschluss an ihren Vortrag bekommt ihr die Möglichkeit, in einem Mini-Workshop die Theorie in die Praxis umzusetzen und die systemische Perspektive im Kontext der Organisationsentwicklung selbst zu erleben.
Dr. Jenny Lay-Kumar
Impulsvortrag
„Nachhaltigkeit in die Erfolgsrechnung integrieren – Jetzt erst recht! Wahre Kosten und wahre Leistungen „
Durch den EU Aktionsplan Sustainable Finance kommt Bewegung in die Nachhaltigkeitsberichterstattung: Über die EU-Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten und die Europäischen Nachhaltigkeitsberichtsstandards ist der Weg geebnet Nachhaltigkeitsleistungen in die Rechnungslegung und betriebswirtschaftlichen Erfolgsrechnung zu integrieren. In naher Zukunft werden neue Standards und Vorgaben in die Rechnungslegung eingeführt, die Unternehmen dazu verpflichten, ihre wahren Kosten und Leistungen zu berücksichtigen. Wir sind sicher, dass ihr als wahrhaftige Nachhaltigkeitspioniere hier voranschreiten wollt und haben uns daher dafür eingesetzt, dass die Nachhaltigkeitswerkstatt die Möglichkeit bietet, sich mit diesem neuen Ansatz auseinanderzusetzen.
Dieser neue Ansatz geht über eine einfache Buchhaltungsmethode hinaus. Denn er berücksichtigt die wahren Kosten und Leistungen eines Unternehmens, also nicht nur diejenigen, die schon auf dem Papier stehen. Unser wirtschaftliches Handeln hat ökologische und soziale Auswirkungen, die sich jedoch nicht aus den Finanzberichten ergeben – und das zu Eurem Nachteil! Denn Euer überdurchschnittliches Engagement in allen Bereichen der Nachhaltigkeit birgt enormes Potenzial, einen positiven Einfluss auf die Zahlen in Eurer Finanzbuchhaltung zu haben. Dieses Potenzial sollte nicht länger ungenutzt bleiben, wie wir finden. In einen Impulsvortrag wird Euch deshalb Dr. Jenny Lay-Kumar zeigen, wie auch ihr eure Nachhaltigkeitsleistungen in Eure Erfolgsrechnung integrieren könnt.
Dr. Jenny-Lay Kumar und ihr Team erweitern mit Sustainable Performance Accounting die betriebliche Erfolgsrechnung um Nachhaltigkeit und Resilienz. Sie erprobten dies in den Forschungsprojekten „Richtig rechnen“ und „Quarta Vista“. Im August 2022 verabschiedete Dr. Jenny Lay-Kumar sich von ihrer Rolle als Leiterin der Forschungsabteilung in der Regionalwert AG Freiburg und wurde Geschäftsführerin der neu gegründeten Regionalwert Research gGmbH, mit der sie nun in ganz Deutschland und Europa diese wichtigen Themen vorantreibt – so auch bei unserer Nachhaltigkeitswerkstatt im Juni. Sie ist außerdem Mitglied der EFRAG (European Financial Reporting Advisory Group)-Taskforce zur Entwicklung sektorspezifischer Nachhaltigkeitsstandards.
Für Unternehmen also die optimale Gelegenheit, sich mit diesem neuen Ansatz der Rechnungslegung einmal auseinanderzusetzen und offene Fragen zu klären.
Damian Paderta
Impulsvortrag
„Nachhaltige Digitalisierung – mehr als Green IT“
Digitale Technologien und Infrastrukturen haben in den vergangenen Jahren immer stärker an Bedeutung gewonnen: Täglich werden in Deutschland zahlreiche Milliarden E-Mails versendet, während jährlich global hunderte Milliarden Minuten Filme und Serien gestreamt werden. Die Digitalisierung erleichtert uns das Leben in vielen Bereichen. Doch in Zeiten des Klimawandels und der wachsenden sozialen Ungleichheit ist es unerlässlich, dass Unternehmen ihre digitale Verantwortung wahrnehmen und sich für eine nachhaltige Digitalisierung einsetzen. Nachhaltige Digitalisierung bedeutet dabei nicht nur die Umsetzung von Green IT-Maßnahmen, sondern auch die Berücksichtigung ethischer Aspekte und die Umsetzung von Lösungen, die ökologische und soziale Verantwortung mit wirtschaftlichem Erfolg vereinen. Sie geht weit über die Frage von Energieeffizienz und optimierten Ressourcenverbrauch hinaus. Unternehmen sollten nicht nur darauf achten, dass ihre digitale Infrastruktur umweltfreundlich ist, sondern auch darauf, dass ihre digitalen Aktivitäten ethisch vertretbar und nachhaltig sind. Digitale Ethik bezieht sich auf die Verantwortung von Unternehmen, ethische Standards bei der Entwicklung und Verwendung digitaler Technologien einzuhalten.
Die Dualität der Digitalisierung zeigt sich einerseits bei Effizienzversprechen und Einsparpotenziale einerseits und dem stetig wachsenden Ressourcenhunger andererseits. Mit weitreichenden ökologischen, ökonomischen und sozialen Verwerfungen: Verursachen digitale Produkte und Dienstleistungen insgesamt mehr Emissionen, als sie reduzieren? Wie können Unternehmen nicht nur die Effizienzversprechen einlösen, sondern Digitalisierung gemeinwohlorientiert einsetzen? Welche Rolle spielt Openness im Zusammenhang von nachhaltiger Digitalisierung?
Mit diesen Fragen setzt sich Damian Paderta, Webgeograph & Digitalberater, schon seit vielen Jahren kritisch auseinander. Dazu gehören Themen wie Open Government, Open Data, Open Knowledge und die Wechselbeziehungen von Mensch, Maschine und Raum. Damian ist Mitbegründer des Offene Kommunen Institut.NRW, Lab Lead des Open Knowledge Lab Bonn und beim Open Government Partnership Netzwerk Deutschland aktiv. Zusammen mit Dr. Saskia Dörr setzt er sich als Teil des WerteLabors außerdem dafür ein, dass digitale Services besser, ethischer und nachhaltiger werden. In diesem Kontext ist auch ein ThinkTank (allesnetz.org) entstanden, in dem sie gemeinsam einen „SmartCheck für Nachhaltigkeit“ entwickelten. Sein Impulsvortrag lädt dazu ein, neue Perspektiven einzunehmen und die eigens kreierten Verbindungen zwischen Nachhaltigkeit, Green IT und Digitalisierung im unternehmerischen Kontext neu zu verdrahten. Teilnehmende der Nachhaltigkeitswerkstatt haben außerdem die Möglichkeit, mit Damian Paderta offen über die eigenen Ambivalenzen im Umgang mit der zunehmenden Digitalisierung zu sprechen.
Isabell Rzepecki
Impulsvortrag
„Entwaldungsfreie Lieferketten – Herausforderungen und Handlungsempfehlungen unter Berücksichtigung der neuen EU-Verordnung“
Die Bedeutung der Wälder für Mensch und Natur ist enorm, dennoch werden sie oft aus wirtschaftlichen Gründen zerstört. Eine neue EU-Verordnung zwingt Unternehmen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass für bestimmte Rohstoffe und Produkte, die in der EU verkauft werden, Wälder weder abgeholzt noch geschädigt wurden. Isabell Rzepecki wird in ihrem Impulsvortrag zeigen, wie Unternehmen erste Schritte zur Implementierung einer entwaldungsfreien Lieferkette gehen können, und welche Rolle Zertifizierungen und Standards dabei spielen können.
Sie produzieren Sauerstoff, speichern CO2 und bieten Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten: Unsere Wälder. Trotz ihrer Bedeutung für Mensch und Natur werden sie jedoch nach wie vor – wirtschaftlich motiviert – ein für alle Mal zerstört. Die Auswirkungen sind gewaltig. Und völlig unverhältnismäßig in einer Zeit, in der wir nicht mehr leugnen können, dass wir uns mitten in einer Klima- und Biodiversitätskrise befinden. Glücklicherweise zwingt die neue EU-Verordnung Unternehmen nun endlich, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und Maßnahmen zu ergreifen. Unternehmen müssen künftig sicherstellen, dass für bestimmte Rohstoffe und Produkte, die in der EU verkauft werden, Wälder weder abgeholzt noch geschädigt wurden.
Doch wie kann das in der Praxis aussehen? Können Unternehmen überhaupt sicherstellen, dass ihre Lieferanten tatsächlich entwaldungsfreie Lieferketten gewährleisten? Und ab wann ist eine Lieferkette eigentlich entwaldungsfrei?
Auf diese und viele weitere Fragen wird Isabell Rzepecki in ihrem Impulsvortrag „Entwaldungsfreie Lieferketten – Herausforderungen und Handlungsempfehlungen unter Berücksichtigung der neuen EU-Verordnung“ eingehen. Sie wird aufzeigen, wie Unternehmen erste Schritte zur Implementierung einer entwaldungsfreien Lieferkette gehen können, und welche Rolle Zertifizierungen und Standards dabei spielen können. Auch die Verbindung zwischen entwaldungsfreien Lieferketten und anderen Nachhaltigkeitszielen wie dem Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit wird Teil ihres Vortrags sein.
Isabell Rzepecki hat Betriebswirtschaft und ökologische Landwirtschaft studiert und beschäftigt sich im Rahmen ihrer Masterarbeit aktuell intensiv mit entwaldungsfreien Lieferketten und dessen Umsetzung beim Outdoor-Ausrüster Vaude. Als freiberufliche Mitarbeiterin gehört sie bereits seit über einem Jahr zum Team der GfaW und setzt ihre Fähigkeiten und Leidenschaft für CSR-Themen ein, um Geschäftsführerin Sophie von Lilienfeld-Toal in der Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen. Naheliegend also, dass auch sie als Referentin ein Teil der Nachhaltigkeitswerkstatt sein wird.
Saskia Kühnhold-Pospischil
Impulsvortrag
Klimaneutralität und Kompensation – „Stand des Wissens, Stand der Technik“
Der Vortrag von Dr. Saskia Kühnhold-Pospischil vom Fraunhofer Institut soll helfen, einen besseren Umgang mit dem Thema zu finden. Sie wird darauf eingehen, wie negative Emissionstechnologien uns dabei helfen können, eine klimafreundliche Wirtschaft aufzubauen und über den aktuellen Stand zu verschiedenen Technologien aufklären. Alle Teilnehmenden der Veranstaltung sind dazu eingeladen, ihre Meinung und Fragen zu dem Thema beizutragen, um gemeinsam eine kritische Diskussion zu führen.
Zur Erreichung des 1,5°C oder 2°C Ziels muss neben der Defossilisierung der Volkswirtschaft CO2 aktiv und im großen Maßstab aus der Atmosphäre entfernt werden, auch nachdem wir die netto-0 erreicht haben. Anders ausgedrückt heißt das auch, dass Unternehmen nur dann CO2-neutral werden können, wenn sie neben der CO2-Vermeidung zusätzlich in CO2-Senken investieren. An dieser Stelle ist es wichtig zu verstehen, dass Klimaneutralität mehr bedeutet als nur das Pflanzen von Bäumen. In der öffentlichen Debatte ist der Begriff der CO2-Senke oder der Negativen Emissionstechnologien häufig mit Misstrauen behaftet, und das zu Recht! Denn auch die Kapazität von CO2-Senken ist begrenzt und der Ressourcenverbrauch alles andere als vernachlässigbar. Damit sollten Negative Emissionstechnologien dann eingesetzt werden, wenn sich Emissionen nicht vermeiden lassen. Governance-Strukturen müssen dazu geschaffen werde, damit nachhaltige Anreize geschaffen werden. Aber darauf müssen wir nicht warten!
Der Vortrag von Dr. Saskia Kühnhold-Pospischil vom Fraunhofer Institut wird Euch dabei helfen, einen besseren Umgang mit den Themen Klimaneutralität und Negativen Emissionstechnologien zu finden:
Wie können wir den Weg für eine wirklich klimafreundliche Wirtschaft ebnen? Welche Methoden der Kohlenstoffsenken sind am effektivsten? Was bedeuten die neuen Erkenntnisse in diesem Bereich für unseren Unternehmensalltag? Diese und viele weitere Fragen werden im Vortrag von Dr. Kühnhold-Pospischil beantwortet.
Wie bei allen anderen Programmpunkten der Nachhaltigkeitswerkstatt wird auch dieser Vortrag interaktiv und lebendig gestaltet. Alle Teilnehmenden der Veranstaltung sind herzlich dazu eingeladen, ihren Input zum Thema beizutragen. Gemeinsam können wir dieses äußerst relevante Thema kritisch diskutieren und Euren Unsicherheiten diesbezüglich etwas den Wind aus den Segeln nehmen.
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