05/08/2020: Die GfaW im Gespräch mit der fairvendo GmbH – von Zertifizierungen und persönlichem Engagement

„Wenn wir als Individuen sinnvoll und nachhaltig investieren, hat unser Planet auch eine realistische Chance, weiter zu existieren. Geld ist das entscheidende Mittel um die Umwelt zu retten – allerdings nur, wenn es auch richtig und gezielt eingesetzt wird.“ Diese Aussage findet sich auf der Webseite der Hamburger Finanzberatung fairvendo. Das Unternehmen ist seit letztem Jahr nach unserem Nachhaltigkeitsstandard CSE zertifiziert. Geschäftsführer Gorden Isler stand uns für ein Interview zur Verfügung und spricht über sein Unternehmen, soziales Engagement und das CSE-Gütesiegel.

Was war Ihr Weg in die CSE-Zertifizierung?

Bevor wir uns mit dem Latest CSE Standard befasst haben, haben sich vier unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen eines Weiterbildungsprogramms zum ESG*-Berater zertifizieren lassen. Schon zu diesem Zeitpunkt war es für uns wichtig mit unabhängigen Stellen zusammenzuarbeiten. Wir wollten nicht einfach behaupten, wir hätten eine Spezialisierung in ökologischen Geldanlagen und Ethik. Vor einiger Zeit habe ich dann Niels Christiansen von sustaineration kennengelernt. Er hat uns vom CSE erzählt. Ich recherchierte dazu und fand die Kosten sowie den Aufwand überschaubar und so haben wir beschlossen uns zertifizieren zu lassen. Unter anderem war ausschlaggebend für uns, dass der Standard streng und konkret formuliert ist. Es geht mir einfach darum, dass ein Dritter, der etwas davon versteht unsere Behauptung prüft und unterstreicht. Es geht mir hierbei auch darum jeglichen Verdacht von Greenwashing beiseite zu räumen.

Bekommen Sie Reaktionen auf das CSE-Siegel?

Auf das Siegel werden wir nicht aktiv angesprochen. Aber wenn wir erwähnen, dass wir nach CSE-Standard zertifiziert sind, zeigen einige Kunden reges Interesse und möchten mehr von dem Standard erfahren. Ich merke auch, dass einige Kunden sich daraufhin mit dem Standard beschäftigen, z. B. auf die Webseite gehen um nachzulesen, um was für eine Zertifizierung es sich da handelt. Insbesondere Leute, die sich privat und beruflich auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit auskennen, fühlen sich durch das Siegel in ihrer Wahl bestätigt. Was ich sagen kann ist, dass sich in den letzten zwölf Monaten immer mehr Menschen bei uns melden, denen das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig ist. Sie sind nicht auf der Suche nach einem klassischen Versicherungsmakler, sondern nach einem Unternehmen, das Nachhaltigkeit ganz großschreibt. Es ist auch für uns viel interessanter mit Menschen zusammenzuarbeiten, die mit diesem Thema in Resonanz sind. Die verstehen, dass es nicht ausreicht im Bioladen einzukaufen, sondern, dass die Themen Kapital und Nachhaltigkeit sehr eng miteinander verbunden sind und sich durch alle Lebensbereiche ziehen.

Das Thema nachhaltige Finanzen hat auch jüngst einen Aufschwung bekommen, ist das bei Ihnen auch angekommen?

Ja, aber der ganze Markt steht gerade erst am Anfang. Wir erleben zwar, dass eine Änderung stattfindet, aber man muss bedenken, dass die Ausgangslage am Markt katastrophal ist. Das Verhältnis der Bilanzsummen von nachhaltigen und nicht-nachhaltigen Banken liegt bei weniger als einem Prozent. Auch das Verhältnis der Kapitalanlagen erfasst noch keinen nennenswerten Anteil. Da wären Wachstumsraten von 100 % pro Jahr im Gesamtkontext immer noch verschwindend gering. Aber wir stehen am Anfang einer großen Transformation. Die Menschen merken: Nachhaltigkeit hat auch etwas mit meinem Girokonto und meiner Versicherung zu tun.

Die Papiereinsparung ist eines Ihrer Nachhaltigkeitsziele gewesen, welches Sie auch messbar erreicht haben. Was sind weitere Nachhaltigkeitsziele?

Für uns waren die CSE- und ESG-Zertifizierung unter anderem so einfach, weil wir uns vorher schon sehr bemüht hatten viele Nachhaltigkeitsthemen zu erfassen und zu optimieren. Zum Beispiel die Wahl unserer Lieferanten, die Sinnhaftigkeit von Verbrennungsmotoren in unserem Fuhrpark etc. Durch die Zertifizierungen sind Ideen und Vermutungen bewussten Entscheidungen und Gewissheiten gewichen. Wir wollen in Zukunft alle CO2 Emissionen reduzieren und kompensieren. Damit meinen wir aber nicht nur die Kilometer, die unsere Mitarbeiter beruflich fahren, sondern auch die privat gefahrenen Kilometer. Wir haben entschieden, dass wir alle Emissionen durch die PKW-Nutzung kompensieren wollen – egal ob privat oder geschäftlich. Ansonsten haben wir unseren Fuhrpark verkleinert, zudem nutzen wir jetzt Hybridautos oder kleine Cityflitzer als Firmenautos. Wir geben nun weniger Geld für unseren Fuhrpark aus. Wir geben zudem Zuschüsse zur Bahncard und bilden Fahrgemeinschaften.

Was hat sich in letzter Zeit noch für Sie verändert?

In jüngster Zeit kommen die Versicherer auf uns zu, wenn sie eine neue nachhaltige Idee haben. Daraus leiten wir ab, dass es sich in der Branche durchaus rumgesprochen hat, dass wir so konsequent sind. Ich kenne keinen weiteren Finanzmakler, der zertifiziert ist. Eine neutrale Zertifizierung der Berater und des Unternehmens findet man vermutlich sehr selten.

Was uns noch interessiert, wie war Ihr persönlicher Werdegang?

Ich habe meine Ausbildung zum Kaufmann gemacht und für mich war immer klar, dass ich ein eigenes, ehrliches und faires Unternehmen haben will. Ich war immer schon eher sozial als ökologisch ausgeprägt. Mit Mitte zwanzig habe ich fairvendo gegründet und bin bei den Grünen eingetreten. Irgendwann hat mich ein Parteifreund angesprochen. Er meinte, ich müsse die ökologische Seite – zusätzlich zu meiner sozialen Ader – ausbauen und die Gesamtzusammenhänge noch besser verstehen. Daraufhin habe ich mich für die ESG-Ausbildung entschieden. Da habe ich verstanden, dass ökologisches Bewusstsein und Finanzen Hand in Hand gehen und beide Aspekte gleich wichtig sind.
Ich bin bis heute sozial immer noch sehr engagiert. Ich bin Vorsitzender der Regensburger Seenotrettungsorganisation Sea-Eye. Und auch hier bin ich mir bewusst: Es reicht nicht, die Menschen nur aus den Meeren zu retten. Eigentlich müssen wir etwas an ihren Lebensumständen ändern. Und hier spielt der Klimawandel eine essentielle Rolle – das Thema muss uns alle angehen! Deshalb freue ich mich unseren Kunden Produkte anbieten zu können, die die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen fördern – sowohl sozial als auch ökologisch. Und mittlerweile kann man mit diesen Modellen bessere Gewinne erzielen, eben weil sie FÜR die Zukunft einstehen.

*ESG:
Als Standard nachhaltiger Anlagen hat sich die Begrifflichkeit „ESG“ etabliert. Diese drei Buchstaben beschreiben drei nachhaltigkeitsbezogene Verantwortungsbereiche von Unternehmen:
1) Das „E“ für Environment steht hierbei z.B. für Umweltverschmutzung oder -gefährdung, Treibhausgasemissionen oder Energieeffizienzthemen
2) Social („S“) beinhaltet Aspekte wie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Diversity oder gesellschaftliches Engagement
3) Unter Governance („G“) wird eine nachhaltige Unternehmensführung verstanden. Hierzu zählen z.B. Themen wie Unternehmenswerte oder Steuerungs- und Kontrollprozesse
Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/esg-kriterien-120056

05/08/2020: Die GfaW im Gespräch mit der fairvendo GmbH – von Zertifizierungen und persönlichem Engagement

„Wenn wir als Individuen sinnvoll und nachhaltig investieren, hat unser Planet auch eine realistische Chance, weiter zu existieren. Geld ist das entscheidende Mittel um die Umwelt zu retten – allerdings nur, wenn es auch richtig und gezielt eingesetzt wird.“ Diese Aussage findet sich auf der Webseite der Hamburger Finanzberatung fairvendo. Das Unternehmen ist seit letztem Jahr nach unserem Nachhaltigkeitsstandard CSE zertifiziert. Geschäftsführer Gorden Isler stand uns für ein Interview zur Verfügung und spricht über sein Unternehmen, soziales Engagement und das CSE-Gütesiegel.

Was war Ihr Weg in die CSE-Zertifizierung?

Bevor wir uns mit dem Latest CSE Standard befasst haben, haben sich vier unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen eines Weiterbildungsprogramms zum ESG*-Berater zertifizieren lassen. Schon zu diesem Zeitpunkt war es für uns wichtig mit unabhängigen Stellen zusammenzuarbeiten. Wir wollten nicht einfach behaupten, wir hätten eine Spezialisierung in ökologischen Geldanlagen und Ethik. Vor einiger Zeit habe ich dann Niels Christiansen von sustaineration kennengelernt. Er hat uns vom CSE erzählt. Ich recherchierte dazu und fand die Kosten sowie den Aufwand überschaubar und so haben wir beschlossen uns zertifizieren zu lassen. Unter anderem war ausschlaggebend für uns, dass der Standard streng und konkret formuliert ist. Es geht mir einfach darum, dass ein Dritter, der etwas davon versteht unsere Behauptung prüft und unterstreicht. Es geht mir hierbei auch darum jeglichen Verdacht von Greenwashing beiseite zu räumen.

Bekommen Sie Reaktionen auf das CSE-Siegel?

Auf das Siegel werden wir nicht aktiv angesprochen. Aber wenn wir erwähnen, dass wir nach CSE-Standard zertifiziert sind, zeigen einige Kunden reges Interesse und möchten mehr von dem Standard erfahren. Ich merke auch, dass einige Kunden sich daraufhin mit dem Standard beschäftigen, z. B. auf die Webseite gehen um nachzulesen, um was für eine Zertifizierung es sich da handelt. Insbesondere Leute, die sich privat und beruflich auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit auskennen, fühlen sich durch das Siegel in ihrer Wahl bestätigt. Was ich sagen kann ist, dass sich in den letzten zwölf Monaten immer mehr Menschen bei uns melden, denen das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig ist. Sie sind nicht auf der Suche nach einem klassischen Versicherungsmakler, sondern nach einem Unternehmen, das Nachhaltigkeit ganz großschreibt. Es ist auch für uns viel interessanter mit Menschen zusammenzuarbeiten, die mit diesem Thema in Resonanz sind. Die verstehen, dass es nicht ausreicht im Bioladen einzukaufen, sondern, dass die Themen Kapital und Nachhaltigkeit sehr eng miteinander verbunden sind und sich durch alle Lebensbereiche ziehen.

Das Thema nachhaltige Finanzen hat auch jüngst einen Aufschwung bekommen, ist das bei Ihnen auch angekommen?

Ja, aber der ganze Markt steht gerade erst am Anfang. Wir erleben zwar, dass eine Änderung stattfindet, aber man muss bedenken, dass die Ausgangslage am Markt katastrophal ist. Das Verhältnis der Bilanzsummen von nachhaltigen und nicht-nachhaltigen Banken liegt bei weniger als einem Prozent. Auch das Verhältnis der Kapitalanlagen erfasst noch keinen nennenswerten Anteil. Da wären Wachstumsraten von 100 % pro Jahr im Gesamtkontext immer noch verschwindend gering. Aber wir stehen am Anfang einer großen Transformation. Die Menschen merken: Nachhaltigkeit hat auch etwas mit meinem Girokonto und meiner Versicherung zu tun.

Die Papiereinsparung ist eines Ihrer Nachhaltigkeitsziele gewesen, welches Sie auch messbar erreicht haben. Was sind weitere Nachhaltigkeitsziele?

Für uns waren die CSE- und ESG-Zertifizierung unter anderem so einfach, weil wir uns vorher schon sehr bemüht hatten viele Nachhaltigkeitsthemen zu erfassen und zu optimieren. Zum Beispiel die Wahl unserer Lieferanten, die Sinnhaftigkeit von Verbrennungsmotoren in unserem Fuhrpark etc. Durch die Zertifizierungen sind Ideen und Vermutungen bewussten Entscheidungen und Gewissheiten gewichen. Wir wollen in Zukunft alle CO2 Emissionen reduzieren und kompensieren. Damit meinen wir aber nicht nur die Kilometer, die unsere Mitarbeiter beruflich fahren, sondern auch die privat gefahrenen Kilometer. Wir haben entschieden, dass wir alle Emissionen durch die PKW-Nutzung kompensieren wollen – egal ob privat oder geschäftlich. Ansonsten haben wir unseren Fuhrpark verkleinert, zudem nutzen wir jetzt Hybridautos oder kleine Cityflitzer als Firmenautos. Wir geben nun weniger Geld für unseren Fuhrpark aus. Wir geben zudem Zuschüsse zur Bahncard und bilden Fahrgemeinschaften.

Was hat sich in letzter Zeit noch für Sie verändert?

In jüngster Zeit kommen die Versicherer auf uns zu, wenn sie eine neue nachhaltige Idee haben. Daraus leiten wir ab, dass es sich in der Branche durchaus rumgesprochen hat, dass wir so konsequent sind. Ich kenne keinen weiteren Finanzmakler, der zertifiziert ist. Eine neutrale Zertifizierung der Berater und des Unternehmens findet man vermutlich sehr selten.

Was uns noch interessiert, wie war Ihr persönlicher Werdegang?

Ich habe meine Ausbildung zum Kaufmann gemacht und für mich war immer klar, dass ich ein eigenes, ehrliches und faires Unternehmen haben will. Ich war immer schon eher sozial als ökologisch ausgeprägt. Mit Mitte zwanzig habe ich fairvendo gegründet und bin bei den Grünen eingetreten. Irgendwann hat mich ein Parteifreund angesprochen. Er meinte, ich müsse die ökologische Seite – zusätzlich zu meiner sozialen Ader – ausbauen und die Gesamtzusammenhänge noch besser verstehen. Daraufhin habe ich mich für die ESG-Ausbildung entschieden. Da habe ich verstanden, dass ökologisches Bewusstsein und Finanzen Hand in Hand gehen und beide Aspekte gleich wichtig sind.
Ich bin bis heute sozial immer noch sehr engagiert. Ich bin Vorsitzender der Regensburger Seenotrettungsorganisation Sea-Eye. Und auch hier bin ich mir bewusst: Es reicht nicht, die Menschen nur aus den Meeren zu retten. Eigentlich müssen wir etwas an ihren Lebensumständen ändern. Und hier spielt der Klimawandel eine essentielle Rolle – das Thema muss uns alle angehen! Deshalb freue ich mich unseren Kunden Produkte anbieten zu können, die die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen fördern – sowohl sozial als auch ökologisch. Und mittlerweile kann man mit diesen Modellen bessere Gewinne erzielen, eben weil sie FÜR die Zukunft einstehen.

 

*ESG:
Als Standard nachhaltiger Anlagen hat sich die Begrifflichkeit „ESG“ etabliert. Diese drei Buchstaben beschreiben drei nachhaltigkeitsbezogene Verantwortungsbereiche von Unternehmen:
1) Das „E“ für Environment steht hierbei z.B. für Umweltverschmutzung oder -gefährdung, Treibhausgasemissionen oder Energieeffizienzthemen
2) Social („S“) beinhaltet Aspekte wie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Diversity oder gesellschaftliches Engagement
3) Unter Governance („G“) wird eine nachhaltige Unternehmensführung verstanden. Hierzu zählen z.B. Themen wie Unternehmenswerte oder Steuerungs- und Kontrollprozesse
Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/esg-kriterien-120056