30/04/19: Die GfaW im Gespräch mit der Tapir Wachswaren GmbH

Die Tapir Wachswaren GmbH befindet sich momentan auf dem Weg, ihre konsequent nachhaltige Unternehmensführung durch den Latest CSE Standard zu prüfen und zu kommunizieren. Vor Kurzem hat das Unternehmen all seine Produkte nach dem NCP-Produktstandard aus dem Hause GfaW zertifizieren lassen.
Im Interview mit dem Geschäftsführer Bodo Rengshausen-Fischbach fragen wir genau nach, welche Grundsätze Tapir wichtig sind und womit sich das Unternehmen gegenwärtig befasst.

Das Interview fand am 20. März telefonisch statt und wurde gekürzt.

Was treibt Tapir als Unternehmen an, was ist Ihnen wichtig und warum haben Sie sich in dieser ökologischen Nische entwickelt?

Wir wollen, alleine und völlig unabhängig, eigene ökologische Pflegemittel entwickeln, herstellen und vertreiben. Von der Idee, über die Rezeptur und eigenen Qualitätsvorstellungen, möchten wir Alles in den eigenen Händen halten. Und bis jetzt haben wir das auch so gemacht.
Uns spornt der Gedanke an, dass Keiner das macht, was wir machen. Nicht, dass wir unbedingt einen Trend setzen wollen. Vielmehr haben wir uns selbst bestimmte Vorgaben gesetzt – und das unabhängig von irgendeiner Zertifizierung. Wir haben all dies auch niemals als Greenwashing betrieben, nur um bei dem ökologischen Trend mitzumachen. Unsere eigenen Bedingungen setzen, das war immer schon unser größter Ansporn.

Welche Beziehung besteht hier zum unternehmerischen Wachstum?

Wir wachsen in den letzten Jahren auch, aber organisch. Das heißt aus eigener Kraft. Wir sind überhaupt nicht fremdfinanziert, sondern finanzieren uns nur von unserem selbst erwirtschafteten Kapital. Und wenn ich „wir“ sage, dann meine ich nicht nur mich als geschäftsführender Gesellschafter und Gründer des Unternehmens, sondern auch drei langjährige Mitarbeiter, die mittlerweile mit jeweils 10 % am Unternehmen beteiligt sind. Es war uns auch immer besonders wichtig, die maßgeblichen Entscheidungsträger aus dem Unternehmen, also aus Produktion, Entwicklung und Vertrieb auch am Erfolg und Unternehmenswert zu beteiligen.

Die Einführung der ISO 14001 ist ja Voraussetzung für eine CSE-Zertifizierung, haben Sie schon die Umweltmanagementsystem-Norm eingeführt?

Nein, bis auf NCP neulich, haben wir noch nie eine Zertifizierung gemacht. Wir haben gedacht, wenn dann richtig! Wir müssen ja nicht komplett umschwenken wie ein konventionelles Unternehmen und die ökologische Fahne hissen, obwohl wir kein Verständnis dafür haben, was das eigentlich bedeutet. Wir sind bereits den halben Weg der CSE-Zertifizierung auf natürliche Weise gegangen – auch ohne CSE-Leitlinie. Hier geht es ja nicht nur um die Außendarstellung, sondern auch um die innere Transparenz. Wo kann jeder Einzelne etwas machen, um zur Gesamtidee etwas Positives beizutragen? Das ist ja auch eine Wertschätzung den Mitarbeitern gegenüber: Ihnen Entscheidungsfreiheiten geben und sie gleichzeitig in den Gesamtprozess einzubinden.

Wie weit sind Sie denn im Prozess der CSE-Zertifizierung?

Intern haben wir bereits eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich sehr intensiv damit beschäftigt. Wir haben auch einen neuen Mitarbeiter eingestellt, der mitunter mit dem Prozess beschäftigt ist. Er ist praktizierender Chemikant aber auch maßgeblich für die Zertifizierungen verantwortlich. Auch für mich als Manager gibt es viele wichtige Aufgaben zu erfüllen. Wir haben auch schon eine Struktur erstellt um zu evaluieren, in welchen Bereichen wir noch Informationen zu liefern haben und welche Mitarbeiter jeweils damit betraut werden. Ich habe von Anfang an klar signalisiert, dass wir nur das machen, was für die Mitarbeiter sinnvoll ist. Die Sinnhaftigkeit muss für die Mitarbeiter klar sein und es ist eine Teamaufgabe, sonst macht es sowieso keinen Sinn.

Und wie war das Feedback der Mitarbeiter?

Es soll nichts mit der Brechstange passieren. Wir lassen uns die Zeit, die wir brauchen. Jeder soll seinen Bereich und das was ihm wichtig ist auch einbringen können. Die Ziele, Handlungsanweisungen und nächsten Schritte sollen für alle logisch und nachvollziehbar sein. Wir haben die anstehende CSE-Zertifizierung und die damit einhergehenden Strukturen auch mit der Einführung eines komplett neuen Warenwirtschafts- und Kundenbetreuungssystems kombiniert. Hier haben wir auf Transparenz der Informationen geachtet. Dies war der erste Schritt zu einer offenen Diskussion.
Alles auf der rein administrativen Ebene zu sehen finde ich unzureichend. Wir brauchen in Zukunft Akteure, die sich aktiv und eigenverantwortlich mit gewissen Fragestellungen auseinandersetzen wollen, z.B. welche Prioritätenliste habe ich für meinen Einkauf? Regionalität oder Ökologie, was ist wichtiger? Und das Ganze muss ja auch noch in weiteren Kontext gesetzt werden, z.B. setzen wir eine Zertifizierung der Rohstoffe voraus, oder nicht?

Sie setzen bereits lange auf Transparenz, was Ihre Rohstoffe angeht. Können Sie hierzu etwas sagen?

Dieser Aspekt war uns auch immer sehr wichtig. Wir haben schon immer alle Inhaltsstoffe deklariert. Wenn Die Pharma-, Lebensmittel oder Kosmetikindustrie ihre Inhaltsstoffe angibt, dann machen wir das auch. Mein Eindruck war, dass das Betriebsgeheimnis immer eine Schutzbehauptung war, um dem Kunden nicht zeigen zu müssen, was in den Produkten steckt. Ebenso ist es uns wichtig, vertrauenswürdige und langjährige Partnerschaften zu unseren Lieferanten zu pflegen. Diese sind größtenteils auch in kleineren Strukturen unterwegs. Wir kaufen nur Rohstoffe ein, niemals Fertigwaren oder Halbrohstoffe, wir wollen immer alles selber machen.

Seit wann sind Ihre Produkte nach NCP-Standard zertifiziert?

Seit letzter Woche sind all unsere Produkte NCP zertifiziert. Für uns war wichtig, dass alle unsere Produkte die NCP-Qualität erfüllen und nicht nur die, die eben gerade passen. Deshalb waren wir konsequent, auch wenn es teilweise schon eine Fleißarbeit war, alle Daten zusammenzutragen. Zum Beispiel mussten wir bei einigen Lieferanten noch die Herstellverfahren nachfragen und es gab Probleme mit ein, zwei Rohstoffen.

Meinen Sie, dass die NCP-Zertifizierung im ausländischen Markt noch einen besonderen Stellenwert einnehmen wird?

Auf jeden Fall. Es war für uns ja zunächst ein erster Schritt zu sagen, dass wir all unsere Produkte zertifizieren. Viel wichtiger erscheint mir aus verschiedenen Gründen, dass das gesamte Unternehmen nach CSE zertifiziert ist. Zum einen können wir unseren Vertriebspartnern und neuen Partnern die Sicherheit geben, dass unser gesamtes Handeln und unsere Rohstoffe auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. Und das nicht mit einem Label, was aus meiner Sicht irgendwo selbst erfunden ist – denn davon gibt es schon genug – sondern eines, das kritisch hinterfragt. Das nicht nur oberflächlich ist, sondern den gesamten Prozess des Unternehmens mitberücksichtigt. Auf der anderen Seite haben wir ja ohnehin eine ökologische Ausrichtung. Wir könnten uns nur nach der ISO 14001 zertifizieren lassen, aber die ökologische Ausrichtung ist die Seele unseres Unternehmens und das soll natürlich auch im Zertifizierungsprozess und Label Berücksichtigung finden.

Verpackung ist in der Biobranche ja gerade ein heiß diskutiertes Thema, wie steht Tapir dazu?

Plastikverpackung hat uns nie gefallen und wir haben sie immer schon vermieden. Es gibt kein Tapir-Produkt mit Plastikverpackung. Weißblech, Aluminium oder Glas sind für uns recyclefähige und wertige Verpackungen, auch schweißen wir nichts in Plastikfolie ein. Lediglich die Kindersicherheitsverschlüsse sind bei uns aus Kunststoff. Wir haben hierzu aber nie eine Stoffbilanz erstellt oder Ähnliches, es handelt sich bei der Plastikvermeidung um eine philosophische Grundhaltung. Ich bin gespannt, ob sich was ändern wird, wenn wir im Zuge der CSE-Zertifizierung detaillierter in die Produktgruppen reinschauen werden. Aber ich denke eher nicht, dass wir hier viel ändern werden müssen.

Tapir exportiert auch ins Ausland und ist sogar in Japan zu finden. Was bedeutet Handel für Tapir?

Es ist für uns eine wichtige Grundlage, dass wir in andere Länder exportieren. An einer Exportquote von über 40% können wir sehen, dass auch im Ausland die Qualität unserer Produkte gut ankommt. Ganz vorne mit dabei ist Japan, aber auch Österreich und die skandinavischen Länder, sowie viele Nischen und Exoten sind gute Marktplätze für uns. Beim Vertrieb arbeiten wir über Jahre und Jahrzehnte mit den gleichen Importeuren zusammen, welche exklusiv unsere Produkte vertreiben dürfen. Teilweise sind schon freundschaftliche Beziehungen zwischen uns entstanden. Wir warten aber, bis neue Landesvertreter auf uns zukommen und sind nicht aktiv auf der Suche nach Vertriebsstandorten. Zum Beispiel ist Amazon für mich auch ein Vertriebskanal, den ich nicht nutzen möchte. Für unsere Struktur ist das ein No-Go, auch wenn einige Vertriebspartner diesen Kanal nutzen und Amazon selbst bei uns auch schon angefragt hat. Mit Unternehmen, die so agieren wie Amazon, kann man kein langjähriges, freundschaftliches Verhältnis aufbauen, das mögen wir nicht und deshalb machen wir das nicht.

Was sind Ihre aktuellen Projekte und Ziele in Bezug auf Nachhaltigkeit?

Ein wichtiger Prozess ist, dass wir alle natürlichen Rohstoffe in Ökoqualität beziehen wollen. Wir haben schon Ökoqualitäten die wir einsetzen, aber bei manchen Rohstoffen brauchen wir noch Strukturen und auch eventuell Synergien mit anderen Unternehmen. Momentan haben wir zum Beispiel ein staatlich gefördertes Zuckerrohrwachsprojekt, hier wird Zuckerrohrwachs aus Abfallstoffen der Zuckerherstellung gewonnen und für Wasch- und Reinigungsmittel und eventuell für die Kosmetik eingesetzt. Mit der Uni Straubing arbeiten wir an analytischen Basisdaten für die Qualität des Rohstoffs. Hier leisten wir Vorarbeit und hoffen, mit unserer Arbeit einen Markt für einen interessanten Rohstoff zu öffnen. Wir sammeln bereits erste Praxiserfahrungen mit dem Einsatz des Zuckerrohrwachses in unseren Produkten. Dies kann sowohl die Zulieferer als auch die Produzenten dazu animieren, in diesen Rohstoff als Alternative zu investieren.

Auf welchen Messen und Events kann man Sie treffen?

Vor zwei Jahren waren wir auf der Vivaness und werden nächstes Jahr wahrscheinlich wieder da sein. Dort habe ich ja auch die GfaW kennengelernt und habe mich sehr gefreut, dass es die CSE-Zertifizierung gibt.

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