Endlich war es so weit: Unsere erste Nachhaltigkeitswerkstatt brachte am 27. und 28.06. zukunftsorientiert wirtschaftende Unternehmen und andere Interessierte zusammen. Dank unseren vielen Referent*innen konnten wir die Teilnehmenden mit einer Fülle an brandaktuellen Themen und einem ständigen Perspektivwechsel auf die eigene Organisationsführung begeistern. Gemeinsam arbeiteten wir an den Kriterien unserer Standards und sprachen über Themen wie Sustainable Performance Accounting, entwaldungsfreie Lieferketten, nachhaltige Digitalisierung sowie Klimaneutralität, Kompensation und negative Emissionstechnologien.
Mit Christiane Mülder, einer erfahrenen systemischen Beraterin, Coach und Organisationsentwicklerin, tauchten wir zu Beginn der Veranstaltung in einen erkenntnisreichen Vortrag ein, der nach einem reichhaltigen Abendessen von einem fesselnden Mini–Workshop ergänzt wurde. In Zeiten von scheinbar
unvereinbaren Positionen wie Nachhaltigkeit und Inflation, machte sie anhand lebhafter Erzählungen
deutlich, wie die systemische Haltung genutzt werden kann, um hinderliche Automatismen im Unternehmen, aber auch im Privatleben, zu erkennen und bewusst zu durchbrechen. Die Teilnehmenden zeigten sich regelrecht fasziniert von Christianes Ansätzen und konnten durch ihre Methoden und den regen Austausch untereinander ganz neue Ideen entwickeln, wie sie ihren zuvor unlösbar erscheinenden Herausforderungen geschickt begegnen können.
Im nahegelegenen InterCity Hotel fand der erste Tag der Veranstaltung seinen Ausklang und bot die perfekte Gelegenheit, an die zuvor geschaffene familiäre Atmosphäre anzuknüpfen und sich noch besser kennenzulernen.
Der Ausfall einer Referentin stellte unsere Spontanität und Flexibilität zwar etwas auf die Probe, doch fanden wir dann schnell eine Lösung, mit der sich alle arrangieren konnten: Unsere Geschäftsführerin Sophie von Lilienfeld–Toal nahm sich dem Thema des „Sustainable Performance Accountings“ kurzerhand selbst an, um den Teilnehmenden diese spannende Bilanzierungs–Methode nicht vorenthalten zu müssen.
Kurz und knapp stellte sie die wichtigsten Unterschiede zur klassischen Buchführung dar und erläuterte, welche Vorteile dieser Ansatz für Unternehmen bieten kann. Ein Ansatz, der die wahren Kosten und Leistungen, insbesondere das Nachhaltigkeits-Engagement, entsprechend berücksichtigt und sich so positiv auf das Jahresergebnis auswirken kann. Es entstand eine Atmosphäre der Neugier, aber es füllte auch eine gewisse Portion Skepsis den Raum und es war spürbar, dass es einer tieferen Auseinandersetzung mit diesem Thema bedarf, um den Zweck dieser Methode vollständig beurteilen zu können.
In einem Vortrag von Damian Paderta – selbstständiger Webgeograph & Digitalberater – wurden die Teilnehmenden mit völlig neuen Perspektiven auf das Thema Digitalisierung und IT konfrontiert.
Mit abstrakten Bildern und eindrücklichen, kreativen Beispielen verdeutlichte er die Komplexität dieser Thematik, schlug den Bogen vom Ursprung der schon seit jeher ambivalenter Haltung zu neuen Technologien bis zu unserem heutigen Umgang damit und appellierte an ein gesundes Mittelmaß zwischen „Technologiefeindlichkeit“ und „Silicon–Valley–Fantasien“. Denn obwohl er die Digitalisierung als wesentliches Element betrachtet, um die ökonomischen und ökologischen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu bewältigen, betonte er entschieden, dass dies nicht um den Preis von Ethik und Nachhaltigkeit geschehen darf.
Auch der nächste Beitrag regte die Teilnehmer*innen zum Nachdenken an und sorgte für gemischte Gefühle: Ehrfurcht angesichts der gewaltigen Aufgabe, die die neue EU–Verordnung mit sich bringt, auf der einen Seite, andererseits aber auch der Wunsch, seinen Sustainabilitysbestrebungen treu zu bleiben und sicherzustellen, mit dem eigenen Unternehmen nicht zur Entwaldung beizutragen.
Isabell Rzepecki, die schon seit längerer Zeit ein Teil der GfaW ist und nun zum Thema entwaldungsfreie Lieferketten bei Vaude ihre Masterarbeit schreibt, informierte über die Inhalte der dazugehörigen EU–Verordnung. Auch präsentierte sie nützliche Tools und Strategien, mit denen Unternehmen ihre Lieferketten leichter rückverfolgen und das damit verbundene Risiko für Entwaldung einschätzen können.
Sie gab den Teilnehmenden wertvolle Ratschläge an die Hand, welche Maßnahmen sie trotz begrenzter Ressourcen ergreifen können. Der Vortrag ließ jedoch nicht nur Sachlichkeit Raum greifen. Eine leidenschaftliche Diskussion entfachte über die Rolle von Zertifizierungen und Standards sowie der Frage
danach, wie die Einhaltung der Verordnung in Zukunft kontrolliert werden soll.
Der mit Spannung erwartete letzte Fachvortrag der Veranstaltung wurde von Dr. Saskia Kühnhold–Pospischil vom renommierten Fraunhofer-Institut gehalten. Die Teilnehmenden erhielten dabei ein erweitertes Verständnis für die vielfältigen Methoden der Kohlenstoffsenken und die effektivsten Ansätze zur CO₂-Entfernung. Dr. Kühnhold–Pospischil vermittelte eindrücklich die Bedeutung negativer Emissionstechnologien und verdeutlichte, dass diese nicht nur dazu beitragen können, sondern nach aktuellen Berechnungen sogar dazu beitragen müssen, um die Pariser Klimaziele noch zu erreichen.
Sie beeindruckte mit ihrem umfangreichen Wissen und stieß eine spannende Diskussion zur
Nutzung von Aktivkohle und Biomasse als CO₂-Senke an. Dabei wurde das enorme Potenzial dieser
Ansätze in der Runde erkannt, jedoch auch kritisch hinterfragt. Der Vortrag von Dr. Kühnhold–Pospischil inspirierte die Teilnehmenden, über die Möglichkeiten und Grenzen von negativen Emissionstechnologien für ihr eigenes Unternehmen intensiv nachzudenken. Die lebhafte Diskussion verdeutlichte das Interesse und die Bereitschaft der Anwesenden, neue Wege zu erkunden und auch hier Lösungen für den eigenen Umgang damit zu finden.
Den gelungenen Abschluss der Veranstaltung leitete Sophie von Lilienfeld–Toal ein, die im Namen der GfaW Vorschläge zu den neuen Kriterien im Bereich Markt & Ethik sowie zum Thema Verpackungen präsentierte.
Doch damit nicht genug – in den abschließenden Diskussionsrunden und Gruppenarbeiten, moderiert von unserem engagierten GfaW-Team und Corinna Dröge, hatten die teilnehmenden Unternehmen ebenfalls die Möglichkeit, ihre Perspektiven, Ideen und Wünsche zu jedem der präsentierten Fachbeiträge zu äußern.
Darüber hinaus fanden an dieser Stelle auch Erwartungen und Bedürfnisse für die zukünftige Unterstützung seitens der GfaW einen Platz. Die Ergebnisse dieser intensiven Zusammenarbeit wurden schließlich gebündelt und schmücken nun einen umfassenden Maßnahmenplan, den es nun von allen Beteiligten umzusetzen gilt. Die Veranstaltung endete somit nicht nur mit informativen Vorträgen und Diskussionen, sondern auch mit einer konkreten Agenda für zukünftige Aktivitäten.
Und obwohl die Veranstaltung mit ihrem vollen Programm durchaus das Potenzial hatte, das Fass zum Überlaufen zu bringen, schienen die Teilnehmenden geradezu unermüdlich – sicherlich nicht zuletzt wegen der bewegten Pausen, angeleitet von Morena Merkelbach (GfaW), aber vor allem dank ausgeklügelter, erprobter Moderationstechniken von Corinna Dröge, die bereits im letzten Jahr die Arbeitsgruppen der GfaW bei ihrem jährlichen Treffen erfolgreich durch den Tag führte. So konnten wir uns auch in diesem Jahr über das Resultat unserer Veranstaltung freuen, deren Ende sogar von einer leisen Wehmut bedauert wurde. Voller Vorfreude aufs nächste Jahr, mit neu gewonnenem Mut für ihre alltäglichen Herausforderungen und einem bunten Strauß frischer Ideen gingen sowohl wir als auch die Teilnehmer*innen am Nachmittag auseinander. In großer Hoffnung, sich im nächsten Jahr, vielleicht sogar in noch größerer Runde, wiederzusehen.
Wenn Sie also auch ein Teil der nächsten Nachhaltigkeitswerkstatt sein wollen, melden Sie sich doch gerne bereits jetzt unter info@gfaw.eu. Die neuesten Entwicklungen, zukünftige Events und spannende Inhalte zum Thema nachhaltiges Wirtschaften finden Sie außerdem auf den Social–Media–Kanälen der GfaW. Schauen Sie doch gerne mal vorbei!
Instagram: @angewandte_wirtschaftsethik und @nachhaltigkeitswerkstatt_gfaw
Facebook: www.facebook.com/GfaWNachhaltigkeit
LinkedIn: www.linkedin.com/company/gesellschaft–für–angewandte–wirtschaftsethik/